„Die Niedergelassenen sind nicht die Resterampe beim Impfen“

28.5.2021

Die Impfbereitschaft der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen ist riesig – wird aber durch eine stockende Impfstoffversorgung gebremst.

Fast 70.000 Vertragsärzte würden sich mittlerweile an der Corona-Impfkampagne beteiligen und damit tagtäglich mit ihren medizinischen Fachangestellten Enormes leisten, sagte KBV-Vorsitzender Dr. Andreas Gassen.

„Klar ist aber: Man muss die Kolleginnen und Kollegen auch impfen lassen“, so KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister. Leider sei die Versorgung der Praxen mit Impfstoff entgegen der politischen Zusagen extrem unsicher und kaum planbar. „Das lässt den Impfturbo stocken. Das ist für die engagierten Kolleginnen und Kollegen enttäuschend: Sie wollen impfen, sie stehen bereit – aber können nicht so, wie sie wollen, weil es noch immer zu wenig Impfstoffe gibt.“

Gassen, Hofmeister und KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel sprachen den niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie allen MFAs gemeinsam mit allen Vorständen der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Dank und Anerkennung aus – und richteten einen Appell an die Politik. „Wir brauchen – und zwar so schnell wie möglich – endlich Verlässlichkeit, Planbarkeit und ausreichende Impfstoffmengen für die Praxen“, sagte Gassen. Und weiter: „Dass Betriebsärzte mitimpfen, ist sinnvoll, wenn es mehr Impfstoff gibt. Es darf dadurch aber nicht zu Kürzungen der Liefermengen in den Praxen kommen.  Gerade mit Wegfall der Priorisierung ab dem 7. Juni brauchen die Praxen deutlich mehr und nicht weniger Impfstoff.“

Hofmeister ergänzte: „Die Niedergelassenen sind nicht die Resterampe beim Impfen. Impfstoffmengen dürfen nicht einseitig aus Beständen der Praxen gekürzt werden, um diese umzuverteilen.“

Es sei schlimm, wenn Patienten ihren Ärger vor allem am Praxispersonal auslassen würden: „Das geht nicht! Dieser Ärger trifft die Falschen, die die Situation nicht zu verantworten haben. Verantwortlich sind die politischen Entscheider auf Bundes- und Landesebene“, betonte Gassen.

Am 31. Mai startet die KBV eine Kampagne. Ziel ist es nach eigenen Angaben, den großen Einsatz der Niedergelassenen deutlich zu machen. Auf Plakaten und in Anzeigen sind Hausärzte, Fachärzte und Patienten zu sehen mit der Botschaft: „Eine Dosis Vertrauen. Eine Dosis Impfstoff. Eine Dosis Freiheit.“

Mehr als 6.000 Betriebsärzte haben Impfstoffdosen bestellt

Unterdessen wurde am Freitag bekannt, wie viele Betriebsärzte ab 7. Juni an der Corona-Impfkampagne teilnehmen. Mehr als 6000 hätten eine Bestellung abgegeben, teilte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministerium in Berlin mit. Sie erhalten demnach zum Start in der Woche vom 7. Juni 702.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Jeder Betriebsarzt solle in dieser Woche eine zugesicherte Mindestmenge von 102 Dosen erhalten. „Geimpft werden kann flächendeckend – in den großen Betrieben ebenso wie in kleinen und mittleren“, sagte die Sprecherin. Jeder Betriebsarzt habe die Möglichkeit, eine Bestellung aufzugeben.

In Deutschland sind auch am Donnerstag mehr Zweit- als Erstimpfungen durchgeführt worden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag (Stand: 9.55 Uhr) erhielten fast eine Millionen Menschen eine Spritze, 600.675 davon bekamen ihren vollen Impfschutz. Insgesamt sind den Angaben zufolge bisher 42,1 Prozent (35 Millionen) der Bevölkerung mindestens einmal geimpft und 16,4 Prozent (13,7 Millionen) vollständig.